Wasserburger Grüne besuchen Gedenkstätte Schloss Hartheim
Auch Bewohner und Patienten aus Attel und Gabersee fielen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1940/41 zum Opfer
Am 7.11.2015 jährt sich der Beginn der Euthanasiemorde an kranken und behinderten Menschen aus Wasserburg zum 75. Mal. Im Rahmen der sogenannten T4-Aktion wurden in den Jahren 1940 und 1941 mehr als 700 Patienten und Bewohner der Einrichtungen in Gabersee und Attel ermordet. Innerhalb weniger Monate wurden sie direkt oder auf Umwegen nach Schloss Hartheim bei Linz gebracht und dort durch Ersticken mit Kohlenmonoxid ermordet. Die Angehörigen der Opfer wurden über Ursache und Ort des Todes systematisch getäuscht. Die Opfer sollten zusätzlich ihrer Identität beraubt werden, indem ihre Krankenakten vernichtet wurden.
Vertreter der Wasserburger Grünen haben sich nun auf einer gemeinsamen Fahrt zum heutigen Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim über die Hintergründe der Euthanasiemorde informiert.
Zwischen 1940 und 1944 wurden im Schloss Hartheim rund 30.000 Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung sowie psychisch kranke Menschen ermordet. Sie waren teils PatientInnen aus psychiatrischen Anstalten und BewohnerInnen von Behinderteneinrichtungen und Fürsorgeheimen, teils Häftlinge aus den KZ Mauthausen, Gusen und Dachau sowie ZwangsarbeiterInnen.
In der Gedenkstätte mit den ehemaligen Tötungsräumen ist außerdem die Ausstellung „Wert des Lebens“ untergebracht, in deren Zentrum der Umgang der Gesellschaft mit Menschen, die den Erwartungen und Idealen der Mehrheitsgesellschaft nicht entsprechen, steht.
Im Arkadengang und an der Außenseite des Schlosses gegenüber des Grabmales sind Gedenktafeln für die politischen Opfer, Widerstandskämpfer aus den Konzentrationslagern, die in Hartheim getötet wurden und für die behinderten Opfer der NS-Euthanasie, angebracht.
Dort befindet sich auch eine Gedenktafel der Stiftung Attl für ihre ermordeten Bewohner.
Das Mahnmal für die Opfer der Euthanasiemorde am Salzburger Mirabellplatz war die nächste Station der Fahrt, um sich über mögliche Formen einer Gedenkstätte zu informieren. Das 1991 errichtete und im Mai 2014 zerstörte Denkmal, eine Stele aus Granit und Glas, wurde im November 2014 nicht nur wiedererrichtet, sondern nun auch mit 325 Namen von in Schloss Hartheim Ermordeten versehen. Damit konnten die Opfer nach Jahrzehnten endlich aus der Anonymität geholt werden.
Dazu erklärt Stadtrat Alexander Hartung: „Gerade für die Angehörigen der Opfer der Euthanasiemorde ist es sehr wichtig, dass deren Namen bekannt sind. In vielen betroffenen Familien ist es erst dann möglich, über das Schicksal ihrer Angehörigen zu sprechen. Es ist uns Grünen daher ein großes Anliegen, dass auch den Wasserburger Opfern schnellstmöglich ihre Namen zurückgegeben werden.“
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